El fin

So, und nach Ewigkeiten melde ich mich jetzt auch Mal wieder... Es ist alles gut hier, daran liegt es also nicht, dass ich so lange nichts geschrieben habe. Ich habe auch nicht abgebrochen oder so was. Es sind in den letzten Monaten einige Sachen passiert, die nicht ganz so toll waren, beispielsweise wurde mir mein Rucksack geklaut, mit all meinen Sachen. Da bin ich gerade dabei, die Dinge, die ersetzbar sind, irgendwie wieder zu bekommen. Neuer Laptop(ja, den hatte ich auch dabei, dieses eine Wochenende im gesamten Jahr hatte ich das Ding Mal mit), neues Handy, neuer Pass. Jetzt gerade sitze ich in Quito, weil ich heute meinen Pass abholen sollte. Mein Bus hierher hatte Verspätung, der Verkehr in der Stadt war schrecklich und so bin ich 5 Minuten zu spät zur Abholung gekommen und da konnte mir mein Pass leider nicht mehr ausgehändigt werden. Pech gehabt. Ja, so sieht mein Leben gerade aus. 😅 Gerade durch die Rucksacksache habe ich in letzter Zeit eine Menge Geld und noch mehr Erinnerungsstücke verloren, die mich teilweise schon mein ganzes Leben lang begleiten, ebenso wie alle Fotos, die ich bis dahin in Ecuador gemacht habe und dementsprechend bin ich nicht so blendend drauf gerade. Natürlich ist nicht alles schlecht. Meine Arbeit ist immer noch toll, wenn auch manchmal etwas anstrengend und stressig, aber ich liebe sie und ich liebe die Kinder.
Aber darum soll es heute eigentlich gar nicht gehen. In diesem Beitrag soll es weniger darum gehen, was ich hier so erlebe, als was ich fühle, in Bezug auf ein spezielles Thema: meine Rückkehr. Denn in 2 Monaten ist es soweit, dass ich nach Deutschland zurückkehren und meine Zeit hier in Ecuador beenden muss. Manche mögen jetzt vielleicht sagen "Ach 2 Monate, das ist doch noch eine ganze Menge, da denkt man doch noch nicht ans Ende!" und ja, in gewisser Weise ist das richtig. Aber irgendwie eben auch nicht. Alles neigt sich dem Ende zu und in vielen Dingen bemerkt man das eben doch. Die Kinder haben, genau wie in Deutschland, in einer Woche Sommerferien, genau wie damals, als ich hier angekommen bin. Ich habe mit ihnen in das Schuljahr gestartet und schon bald ist es wieder zuende. Und dann bleiben nur noch ein paar Wochen, bis ich fliege und von den neuen Freiwilligen hier abgelöst werde. Auch das ist so etwas. Wir haben vor einiger Zeit eine E-Mail mit den Flugdaten der nächsten Freiwilligengeneration bekommen und werden auch demnächst mit ihnen skypen. Außerdem habe ich mich vor 3 Wochen in eine Uni eingeschrieben und somit sind wir alle zur Zeit mit unseren Zukunftsplänen beschäftigt.
Doch am meisten merkt man, dass das Jahr hier sich dem Ende zuneigt, an seinem Leben in Deutschland, mit dem man ja hier immer noch in Kontakt ist. Vor einigen Tagen beispielsweise ist eine gute Freundin von mir aus Australien zurückgekommen, wo sie ein knappes Jahr als Au pair in einer Familie verbracht hat. Und spätestens seitdem bekomme ich ständig Nachrichten wie "Wird Zeit, dass du auch bald zurückkommst!" oder "Oh, es ist ja nicht mehr lange, dann bist du auch wieder da!" oder "Ich freue mich schon, wenn du wieder da bist, dann können wir ja das und das machen!"  und so weiter und so fort. Neulich hat eine Freundin die Tage bis zu meinem Rückflug gezählt. Und ich? Naja, ich freue mich nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Ich habe immer das Gefühl, diese Menschen vor den Kopf zu stoßen oder zu verletzen, wenn ich ihnen dann antworte, dass ich mich leider nicht so freue, wieder zurückzukommen. Denn es ist natürlich nicht so, dass ich euch alle vergessen habe. Natürlich vermisse ich meine Familie, meine Freunde, mein Leben in Deutschland, und ich möchte auch nicht unbedingt für immer hierbleiben. Aber ich möchte eben auch nicht weg. Und wenn ich das diesen Leuten schreibe, sagen sie auch immer, dass sie das verstehen. Aber ich glaube, das stimmt nicht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand diese Situation verstehen kann, der sie nicht selbst erlebt hat. Denn oft habe ich das Gefühl, die Leute in Deutschland denken, dass das, was ich hier mache, so etwas wie ein langer Urlaub ist. Ich bin hier, erlebe Abenteuer, habe Spaß mit "meinen" Kindern und nach einem Jahr kehre ich wieder zurück und das Leben geht weiter, als wäre nichts gewesen. Als hätte ich ein Jahr lang auf Pause gedrückt und dann geht es eben wieder weiter. Eben wie bei einem Urlaub. Aber so ist es nicht. Denn während ihr bei euch in Deutschland euer Leben weiterlebt, studiert, eine Ausbildung angefangen habt oder was auch immer, habe ich mir hier ebenfalls ein Leben aufgebaut. Ich habe hier einen Alltag. Eine Arbeit. Jeden Tag gehe ich (mindestens) 8 Stunden in die Casa familia um dort zu arbeiten. Und auch danach unternehme ich manchmal Dinge (in letzter Zeit leider nicht so sehr, ich finde gerade oft nicht so richtig die Motivation), wie zum Beispiel den Salsakurs, zu dem ich bis vor 3 Monaten ungefähr regelmäßig gegangen bin. Am Wochenende gehe ich feiern, neulich waren einige Freiwillige (wir Deutsche und einige Italiener) gemeinsam essen und so weiter. Es gibt also einen Alltag, eine Freizeit und vieles mehr. Eben ein ganz normales Leben. Nur mit der Tatsache, dass es in Ecuador stattfindet und ich nach einem Jahr wieder nach Deutschland zurückgehe und dieses Leben hier lasse. Meine Arbeit, unsere Wohnung, die Katze und eine Menge Menschen, von denen ich viele (beispielsweise die Kinder bei meiner Arbeit) wirklich ins Herz geschlossen habe.
Wie ich vorhin schon sagte, ich liebe meine Arbeit hier, und ich finde den Gedanken, sie bald einfach so "aufzugeben", unvorstellbar. Ich habe mich hier schon so eingelebt, mich auf das Leben hier eingestellt, dass ich gar nicht glauben kann, dass ich bald wieder nach Deutschland zurückmuss, wo dann wieder alles neu und ungewohnt ist.

Und das alles, das ist keineswegs ein "auf Pause drücken und hinterher einfach wieder loslegen", ich bin nicht einfach für ein Jahr verschwunden und nach 12 Monaten tauche ich halt wieder auf und alles ist wie vorher.
Ich weiß, es gibt auch Leute, denen fällt das nicht so schwer wie mir, nach so einem Jahr wieder zurück nach Hause zu kommen. Aber ich habe außerdem auch ein großes Problem damit, Dinge enden zu lassen. Dinge zu verlieren. Meine Eltern können bestätigen, dass ich auch nicht gut wegwerfen kann. Und genau das ist im Prinzip das, was ich mit diesem Jahr mache. Natürlich schmeiße ich das nicht weg, wie ich einen Zettel oder eine Verpackung wegschmeiße. Aber dieses Leben, dieses Gefühl, das ich hier habe, werde ich so nie wieder haben. Ich lasse ein ganzes Leben hier zurück.

Ich hoffe, ihr versteht alle jetzt vielleicht ein bisschen besser, was ich sagen möchte, wenn ich euch schreibe, dass ich nicht zurück nach Deutschland möchte. Das bedeutet nicht, dass ich euch nicht wiedersehen möchte, denn auch ich freue mich natürlich darauf, die Menschen, die mir wichtig sind, nach einem Jahr wieder zu umarmen, mit ihnen vernünftig zu sprechen und nicht über eine Kamera und ein Mikrofon und mit gelegentlichen Verbindungsproblemen, aber eben nicht mit der Gewissheit, etwas, was ich mir hier aufgebaut habe, für immer hinter mir zu lassen. Denn selbst wenn ich später noch einmal nach Ecuador zurückkehre, wird es nicht so sein wie es jetzt ist.

Ich möchte mich hier mal entschuldigen, wenn dieser Blogeintrag ein wenig wirr und nicht so gut geschrieben ist. Wie gesagt, ich sitze in einem Cafe in Quito am Handy und nutze meine freie Zeit, um euch mal wieder einen Blogeintrag zu bieten. Und mit diesem Eintrag wollte ich mir mal so von der Seele reden, was mich im Bezug auf dieses Thema so beschäftigt und habe deshalb nichts zu diesem Post geplant (nicht, dass ich das sonst tun würde, aber da es sich meistens um Berichte von etwas handelt, was ich erlebt habe, habe ich somit eine Vorlage für meinen Text und muss nur aufschreiben, was passiert ist 😅)
Das Ganze soll auch kein Vorwurf sein an die Leute, die in Deutschland sitzen und mir diese am Anfang genannten Texte schreiben, ich vermisse euch auch und es ist wirklich ein schönes Gefühl zu wissen, dass man vermisst wird und die Leute in Deutschland dich nicht einfach vergessen haben! Und ich würde wahrscheinlich genau das Gleiche machen, wenn ich jemanden hätte, der für ein Jahr im Ausland ist und ich bin zuhause. Ich hoffe nur, wie gesagt, ich versteht jetzt meine Antworten etwas besser.

Bevor ich nach Ecuador geflogen bin, habe ich so oft den folgenden Satz gehört:
"Aber nicht, dass du am Ende dableiben willst, weil du dich verliebst oder so"
Ich habe dann immer gelacht und gesagt, dass das Quatsch ist. Natürlich komme ich wieder zurück.
Und jetzt? Habe ich mich verliebt. 1000 Mal. Und jetzt würde ich am liebsten hierbleiben. Nicht für immer, denn ich will mein Leben in Deutschland ja auch nicht aufgeben. Aber von hier weg will ich auch nicht.

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Abschluss

Ciao

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